Notrufnummern in Deutschland
Nummern für den Notfall
Notrufe werden heutzutage fast ausschließlich mittels Telefon getätigt. Notrufsäulen oder Notrufkästen in Städten oder an Landstraßen sind weitgehend verschwunden, seit das Handy flächendeckend Einzug in das gesellschaftliche Leben gefunden hat. Was vor 20-30 Jahren noch normal war, ist heute eine Rarität. Nur an den Autobahnen gibt es weiterhin in regelmäßigen Abständen Notrufsäulen. Doch selbst hier holen Fahrer im Falle eines Falles lieber mit dem Mobiltelefon Hilfe, statt sich an die orangefarbenen Stangen zu stellen. Einzig auf Bahnhöfen erleben die Notrufsäulen eine kleine Renaissance, hier gibt es in den letzten Jahren wieder häufiger die Möglichkeit, schnell mit nur einem Knopfdruck Helfer an neuralgischen Punkten zu alarmieren.
Das Telefon als Retter in der Not
Die Notrufnummern, die jedes Kind kennt, sind die der Polizei und der Feuerwehr, 110 und 112. Doch auch den Notarzt bzw. medizinische Hilfe erreicht man über die Nummer der Feuerwehr; der Rettungsdienst ist den Rettungsstellen der Feuerwehr angeschlossen. Die Notrufzentralen der Feuerwehr schicken also nicht nur den Rettungswagen vorbei, sondern alarmieren auch den Notarzt oder gar den Rettungshubschrauber.
Polizei: 110 – genereller Notruf der Polizei
Feuerwehr: 112 – bei Feuer, Unglücken oder medizinischen Notfällen
In manchen Gegenden Deutschlands existiert auch noch die 19222 für den Rettungsdienst, hier hat der Krankentransport eine eigene Nummer, zusätzlich zum Notruf über die Feuerwehr. Doch es gibt noch deutlich mehr Nummern, die ein Hilfesuchender wählen kann:
Bundespolizei: 0800 6 888 000
Die Bundespolizei, der ehemalige Bundesgrenzschutz, wird nicht nur an den Grenzen gebraucht - wer z.B. im Zug oder am Bahnhof sitzt und die Polizei braucht, wählt nicht die 110, sondern die 0800 6 888 000.
Giftnotruf: 19240
Wenn man akute Vergiftungssymptome hat, sollte man gleich den Notarzt über 112 rufen. Doch wer etwas eingenommen hat, von dem er sich im Nachhinein nicht sicher ist, ob es eine giftige Substanz war oder wie er sich verhalten soll, kann auch direkt die Spezialisten des Giftnotrufs zu Rate ziehen. Diese Notfallnummer ist jedoch derzeit meist nur in Städten erreichbar, in denen eine Giftnotrufstelle eingerichtet ist, ansonsten muss evtl. die Vorwahl der entsprechenden Stadt/Uniklinik hinzugenommen werden.
Ärztlicher Bereitschaftsdienst: 116 117
Wer im Notfall seinen Hausarzt nicht erreicht, aber noch kein Fall für den Rettungsdienst ist, wendet sich an den ärztlichen Bereitschaftsdienst der kassenärztlichen Vereinigungen. Seit neuestem ist auch dieser über eine einheitliche Rufnummer zu erreichen, die regional nach Bundesländern unterschiedlichen Nummern sind jedoch weiterhin gültig. Kinderärzte haben regional oft einen eigenen Bereitschaftsdienst mit eigenen Rufnummern. Auch der zahnärztliche Bereitschaftsdienst ist weiterhin regional organisiert, mit unterschiedlichen Telefonnummern. Für privatärztliche Notdienste gibt es ebenfalls keine zentrale Nummer, hier existieren verschiedene Anbieter bundesweit, aber vor allem regional.
Telefonseelsorge: 0800 111 0 111
Kein Notruf im eigentlichen Sinne, aber für manchen im Einzelnen ein letzter Rettungsanker: der ehrenamtliche Dienst der Telefonseelsorge. Wer in einer persönlichen Krisensituation steckt und keinen Ausweg mehr weiß, findet hier immer einen richtigen Ansprechpartner. Seelischen Beistand gibt es unabhängig von Religion, Alter oder konkreten Problemen. Die Seelsorger hören zu, zeigen Lösungswege, beraten und vermitteln.
Bankkarten-Sperre: 116 116
Girokarten (ehemals EC-Karte), Kreditkarten und Ähnliches lassen sich ebenfalls über eine zentrale Nummer sperren. Wer bestohlen wurde oder den Verlust der Karte bemerkt, muss nicht lange in seinen Bankunterlagen suchen, sondern kann sich schnell und unkompliziert an diese Nummer wenden.
Militärpolizei
Etwas weniger bekannt ist, dass auch die Feldjäger, die deutsche Militärpolizei, eine Notrufnummer haben: Soldaten, aber auch Zivilisten, die in Verwicklungen mit Militärangehörigen geraten, können sich direkt an die Feldjäger wenden: 0180 3 90 9999*.
Pannendienst
Eine einheitliche Notrufnummer für den Auto-Pannenservice gibt es nicht, jede Organisation hält eine eigene Rufnummer bereit. Den ADAC z.B. erreicht man über das Handy mit 22 22 22.
Drogennotruf: 01805 313031*
Abhängige und deren Angehörige können sich unter dieser bundeseinheitlichen Nummer an Experten wenden, um Hilfe und Informationen zu erhalten. Regional bestehen weitere Anrufangebote.
Opfernotruf: 116 006
Wer Opfer einer Straftat wurde, kann sich europaweit an die 116 006 wenden. Das Krisentelefon des Weißen Rings berät Kriminalitätsopfer in psychologischer und rechtlicher Hinsicht.
Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Notrufnummern, dann meist jedoch regional und nicht bundeseinheitlich. Apothekennotdienste, Tierärztlicher Notdienst, Gas-Notruf, Krisen-Telefone, Frauenhäuser, Beratungsstellen oder auch Kindernotrufe sind eher ortsgebunden ausgerichtet, hier sollte man je nach Standort die entsprechenden Nummern recherchieren.
Kostenpflichtigkeit
Mit Ausnahme der Feldjäger-Nr. und des Drogennotrufs sind Anrufe bei allen hier genannten Telefonnummern für den Anrufer kostenfrei möglich. Beim Anruf vom Festnetz oder vom Handy werden keine Gebühren berechnet. Auch ohne Guthaben lassen sich also immer Notrufe absetzen. Das gilt auch bei öffentlichen Telefonen. Während es früher noch richtige Hebel in einem extra Kasten an den Wänden der Telefonzellen gab, die man umlegen musste, um mit Feuerwehr oder Polizei verbunden zu werden, reicht heute einfach das Abnehmen des Hörers und das Wählen von 112 oder 110. Münzen oder Karten braucht es dafür nicht.
Richtiges Telefonieren im Notfall
Wer sich im Fall des Falles in der Aufregung verwählt, muss keine Zeit verschwenden, indem er auflegt und noch einmal neu wählt – die Zentralen von Polizeinotruf und Feuerwehr leiten die Notrufe auch gegenseitig weiter bzw. stehen miteinander in Kontakt. Sollte eine Notrufnummer einmal länger besetzt sein oder gar ausgefallen, kann man daher notfalls auch die jeweils andere wählen.
Der Notruf wird aber schneller bearbeitet, wenn er gleich in der richtigen Leitstelle eingeht. Daher sollte man sich die Antworten auf die berühmten 5-W-Fragen (wer ruft an, was ist passiert, wo ist es passiert, wie viele sind betroffen, weitere Rückfragen abwarten) schon einmal zurechtlegen, während man den Notruf wählt, da es wertvolle Zeit sparen kann. Allein bei der Telefonseelsorge sieht man das mit der 5-W-Regel etwas lockerer.
Gehörlose oder Menschen mit Sprachstörungen können statt einem Anruf einen schriftlichen Notruf senden, etwa mittels Fax. In Österreich kann man Notrufe sogar per SMS schicken.
Der Notruf vom Handy aus
Der alte Rat, einfach ein altes Handy einzustecken, um damit im Notfall Polizei und Feuerwehr anrufen zu können, gilt nicht mehr. Weil zu viele Scherzanrufe getätigt wurden (zum Testen eines alten, SIM-losen Gerätes wurde oft einfach mal der Notruf gewählt), wurde diese Möglichkeit in Deutschland und anderen Ländern abgeschafft. Es muss eine gültige SIM-Karte im Handy stecken, um Notrufnummern wählen zu können. Guthaben braucht man dazu aber nicht zu haben, auch beim Handy sind Notrufe natürlich kostenlos. Solange ein Handy Anrufe empfangen kann, kann man damit auch Notrufe absetzen.
Die Geheimnummer braucht man im Notfall übrigens nicht zu wissen, es reicht, wenn eine gültige SIM-Karte im Handy aktiv ist: man schaltet das Telefon einfach ein und gibt direkt die 112 ein. Ein Notruf lässt sich daher auch mit einem fremden Handy melden.
Gut zu wissen
Wenn man einmal in einer Notsituation keinen Empfang mit dem Handy hat, dann sollte man ebenfalls versuchen, das Handy auszuschalten, und beim Wiedereinschalten statt des PIN-Codes direkt die 112 zu wählen: unter dieser Nummer ist dann oft trotzdem das Absetzen eines Notrufes möglich, denn beim Anwählen der 112 vor der Eingabe der Geheimnummer wird automatisch das stärkste verfügbare Netz zur Übertragung ausgewählt – dies kann dann auch das Netz eines anderen Anbieters sein, auf das man normalerweise keinen Zugriff hätte.
Die 112 ist gleichzeitig auch die einzige Notrufnummer, die fast in ganz Europa gewählt werden kann. In allen Ländern der EU und einigen anderen Staaten erreicht man damit Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienst.
* Kostenpflichtige Nummern, max. 42 Cent/Min.